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Ratgeber
Vitamin-B12-Mangel erkennen: Symptome und Ursachen
Fühlst du dich oft müde, kraftlos und unkonzentriert? Spürst du häufig ein Kribbeln in den Händen oder Füßen oder wirkt deine Haut blasser als sonst? Solche Anzeichen werden im Alltag leicht übersehen. Aber manchmal steckt mehr dahinter: zum Beispiel ein Vitamin-B12-Mangel. Vitamin B12 ist für deinen Körper unverzichtbar. Es ist an der Bildung roter Blutkörperchen beteiligt, trägt zur Gesundheit deiner Nerven und zur Aufrechterhaltung deines Energiestoffwechsels bei. Steht über einen längeren Zeitraum zu wenig Vitamin B12 zur Verfügung, kann das also erhebliche Auswirkungen auf deine Gesundheit haben. Das Tückische: Die damit einhergehenden Beschwerden sind anfangs oft eher unspezifisch. In diesem Beitrag erfährst du, worauf du achten solltest, welche Symptome auf einen Vitamin-B12-Mangel hinweisen können, welche Ursachen dahinterstecken und wann es sinnvoll ist, ärztlichen Rat einzuholen.
Kurz und knapp
Vitamin B12 ist für dich lebenswichtig. Es ist essenziell für die Funktion deiner Nerven und an zahlreichen wesentlichen Prozessen wie etwa der Blutbildung oder der Zellteilung beteiligt.1
Ein Mangel löst häufig erst nach Jahren Beschwerden aus. Symptome, die auf ein Defizit an Vitamin B12 hindeuten können, sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, blasse Haut, Gedächtnisschwäche, depressive Verstimmungen oder Nervenschmerzen in Armen und Beinen. Es ist jedoch nicht sinnvoll, dann „auf Verdacht“ Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Derartige Symptome sollten immer zuerst ärztlich abgeklärt werden.2
Achte besonders auf dich, wenn du dich vegan ernährst, 60 oder älter bist, eine Magen-Darm-Erkrankung hast oder regelmäßig Medikamente wie Metformin (bei Diabetes) oder Magensäureblocker (bei Reflux) einnimmst.2
Je früher ein Mangel erkannt wird, desto besser. Denn eine dauerhafte Unterversorgung kann Nerven und Blutbildung ernsthaft beeinträchtigen.3
Eine Literaturauswertung hat gezeigt, dass ein einzelner Blutwert oft nicht zur Diagnose ausreicht. Aussagekräftiger sind spezielle Laborwerte wie Holo-Transcobalamin (das aktive Vitamin B12), Methylmalonsäure und Homocystein. Sie können frühzeitig zeigen, ob eine Unterversorgung besteht.3
Wie dein Mangel behandelt wird, hängt von der Ursache ab. Möglich sind eine gezielte Ernährungsanpassung, die Einnahme von Vitamin B12-Tabletten oder Injektionen. Die Behandlung sollte immer ärztlich begleitet werden.3
Wenn du dich überwiegend pflanzlich (vegetarisch) oder vegan ernährst, kann eine langfristige Ergänzung wichtig sein. Bitte sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, um die für dich passende Versorgung zu finden.2
Tierische Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier oder Milchprodukte liefern von Natur aus viel Vitamin B12. Wenn du regelmäßig solche Produkte isst, ist dein Bedarf in der Regel gut gedeckt.4
Wie Vitamin B12 im Körper aufgenommen und verwertet wird
Vitamin B12, auch als Cobalamin bezeichnet, gehört zu den essenziellen Mikronährstoffen und übernimmt im Körper zahlreiche lebenswichtige Aufgaben. Es ist unter anderem wichtig für die Bildung roter Blutkörperchen, die normale Funktion des Nervensystems sowie für zentrale Stoffwechselprozesse in den Zellen. Da der Körper Vitamin B12 nicht selbst herstellen kann, musst du es über die Nahrung aufnehmen. In erster Linie ist das über tierische Lebensmittel möglich.
Wenn du also regelmäßig tierische Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier oder Milchprodukte zu dir nimmst, ist dein Vitamin-B12-Bedarf in der Regel gut gedeckt. Der Körper kann Vitamin B12 außerdem über längere Zeit speichern, vor allem in der Leber. Deshalb dauert es oft Monate oder sogar Jahre, bis sich ein Vitamin-B12-Mangel bemerkbar macht, etwa bei veränderter Ernährung oder gestörter Aufnahme im Darm.
Wie nimmt der Körper Vitamin B12 auf?
Die Aufnahme von Vitamin B12 im Körper ist relativ komplex und erfolgt in mehreren Schritten5:
Freisetzung im Magen
Wenn du Lebensmittel mit Vitamin B12 zu dir nimmst, wird das Vitamin im Magen durch die Magensäure und spezielle Verdauungsenzyme (u.a. Pepsin) aus der Nahrung gelöst. Erst dann kann dein Körper es weiterverarbeiten.Bindung an den Intrinsic-Faktor
Damit das Vitamin im weiteren Verlauf aufgenommen werden kann, braucht es ein bestimmtes Transporteiweiß: den sogenannten Intrinsic-Faktor. Dieser wird in der Magenschleimhaut gebildet. Das freigesetzte Vitamin B12 verbindet sich mit dem Transporteiweiß zu einem stabilen Komplex.Aufnahme im Dünndarm
Dieser Komplex wandert weiter in den unteren Dünndarm (medizinisch: Ileum). Im Dünndarm wird das gebundene Vitamin B12 erkannt und in die Blutbahn aufgenommen.Transport und Speicherung
Im Blut wird Vitamin B12 an Transporteiweiße gebunden (v.a. Transcobalamin) und zu den Organen gebracht. Die Leber gilt als wichtigster Vitamin-B12-Speicher, weil sie etwa 50% der Gesamtmenge im Körper aufnehmen kann (das sind umgerechnet circa 1–1,5 Milligramm (mg) Vitamin B12) und diese Depots bei Bedarf ins Blut abgeben kann.14,15 Wenn dieser Speicher gut gefüllt ist, kann dein Körper lange davon profitieren.Zusätzlicher Aufnahmeweg: Vitamin B12 kann im Darm nur in begrenzter Menge über den Intrinsic-Faktor aufgenommen werden. Deshalb gibt es zusätzlich einen „Notfallweg“: die passive Diffusion. Dabei wandert ein kleiner Teil des Vitamins (etwa 1-3%) auch ohne Intrinsic-Faktor direkt durch die Darmwand ins Blut.6
Was kann die Aufnahme stören?
Dieser fein abgestimmte Vorgang kann an verschiedenen Stellen gestört sein, etwa wenn:
zu wenig Magensäure produziert wird (häufig im Alter oder durch Medikamente wie Magensäureblocker).
das Transporteiweiß fehlt oder vermindert gebildet wird (z.B. bei einer chronischen Magenschleimhautentzündung oder nach Magenoperationen).
wenn Teile des Dünndarms, insbesondere der untere Abschnitt chronisch entzündet ist oder entfernt werden musste, etwa im Rahmen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn.
In solchen Fällen kann es trotz einer ausgewogenen Ernährung zu einem Vitamin-B12-Mangel kommen. Deshalb ist es wichtig, nicht nur die Zufuhr, sondern auch die Fähigkeit zur Aufnahme zu berücksichtigen, besonders bei Personen mit erhöhtem Risiko.
Risikogruppen: Wem fehlt besonders häufig Vitamin-B12?
Grundsätzlich kann ein Vitamin-B12-Mangel bei allen Menschen auftreten. Besonders häufig entwickelt er sich jedoch in bestimmten Lebensphasen oder unter bestimmten Bedingungen. Wenn du zu einer der unten genannten Risikogruppen gehörst, ist es besonders wichtig, auf mögliche Symptome zu achten und bei Bedarf deinen Vitamin-B12-Status ärztlich überprüfen zu lassen. Die Tabelle gibt dir einen guten Überblick.
Risikogruppen für Vitamin-B12-Mangel
Vitamin B12 kommt fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor. Ohne entsprechende Nahrungsergänzung ist das Risiko für einen Mangel bei einer veganen Ernährung deutlich erhöht.
Mit zunehmendem Alter kann die Fähigkeit des Körpers, Vitamin B12 im Darm aufzunehmen, nachlassen. Ursache ist häufig eine reduzierte Bildung von Magensäure oder ein Mangel am sogenannten intrinsic factor – einem Eiweiß, das für die Aufnahme von Vitamin B12 notwendig ist.
Krankheiten wie Morbus Crohn, Zöliakie (Gluten-Unverträglichkeit) oder eine chronische Magenschleimhautentzündung (Gastritis) können die Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm beeinträchtigen.
Eingriffe, bei denen Teile des Magens oder des unteren Dünndarms entfernt wurden, können die Vitamin-B12-Aufnahme dauerhaft stören.
Arzneimittel wie Metformin (zur Behandlung von Typ-2-Diabetes) oder sogenannte Protonenpumpenhemmer (zur Hemmung der Magensäureproduktion) können die Aufnahme von Vitamin B12 im Magen-Darm-Trakt beeinträchtigen.
Wenn du dich einer dieser Gruppen zuordnest oder entsprechende Beschwerden bei dir bemerkst, kann eine Blutuntersuchung sinnvoll sein. Sie hilft, einen Mangel frühzeitig zu erkennen und gezielt gegenzusteuern, z. B. durch eine angepasste Ernährung oder eine gezielte Substitution in Rücksprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.
Selbst-Check: Ist dein Vitamin-B12-Mangel-Risiko erhöht?
Unser Test kann dir helfen einzuschätzen, ob du das Thema Vitamin B12 beim nächsten Besuch bei deiner Ärztin oder deinem Arzt ansprechen solltest. Beantworte einfach die folgenden Fragen mit Ja oder Nein.
Frage | Ja | Nein |
---|---|---|
Fühlst du dich häufig müde, abgeschlagen oder unkonzentriert? | ☐ | ☐ |
Bist du älter als 60 Jahre? | ☐ | ☐ |
Spürst du manchmal ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Händen oder Füßen? | ☐ | ☐ |
Hast du chronische Magen-Darm-Beschwerden oder eine Magen-Darm-Erkrankung, z. B. Zöliakie oder Morbus Crohn? | ☐ | ☐ |
Trinkst du regelmäßig Alkohol? | ☐ | ☐ |
Ernährst du dich vegan oder isst nur sehr selten tierische Produkte? | ☐ | ☐ |
Bist du Raucherin oder Raucher? | ☐ | ☐ |
Fühlst du dich im Alltag überlastet oder dauerhaft gestresst? | ☐ | ☐ |
Nimmst du regelmäßig Magensäureblocker (z.B. Pantoprazol, Omeprazol) oder das Diabetes-Medikament Metformin? | ☐ | ☐ |
Wurdest du am Magen oder am Dünndarm operiert? | ☐ | ☐ |
Auswertung: Wenn du mehrere Fragen mit Ja beantwortest oder zusätzlich Symptome wie Erschöpfung, Nervenschwäche oder Stimmungsschwankungen bei dir bemerkst, solltest du deine Ärztin oder deinen Arzt auf einen möglichen Vitamin-B12-Mangel ansprechen. Eine gezielte Blutuntersuchung kann schnell Klarheit bringen und dir helfen, frühzeitig gegenzusteuern.
Hinweis: Dieser Selbst-Check kann eine genaue ärztliche Untersuchung nicht ersetzen. Er soll lediglich erste Anhaltspunkte liefern. Wende dich unbedingt an deine Ärztin oder deinen Arzt, wenn du dir unsicher bist, ob du ausreichend mit Vitamin-B12 versorgt bist.
Wie viel Vitamin B12 braucht dein Körper?
Wie viel Vitamin B12 du täglich brauchst, hängt von deinem Alter und deiner Lebenssituation ab. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat dafür klare Empfehlungen formuliert.1 Sie helfen dir, deine Versorgung im Blick zu behalten, besonders, wenn du zu einer Risikogruppe gehörst oder dich überwiegend pflanzlich (vegan) ernährst. Die Einheit µg steht für Mikrogramm, also ein Millionstel Gramm (0,000001 g):
Altersgruppe | Empfohlene Zufuhr pro Tag (µg) |
---|---|
Jugendliche und Erwachsene ab 15 J. | 4,0 µg |
Schwangere | 4,5 µg |
Stillende | 5,5 µg |
(Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (2021). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr – Vitamin B12. Online verfügbar unter: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-b12/ Abgerufen am 2. Juli 2025.)
Wie häufig kommt Vitamin-B12-Mangel vor?
Vitamin-B12-Mangel ist weiter verbreitet, als viele denken. Schätzungen zeigen: Etwa 15 bis 25 % der Menschen in Deutschland haben niedrige Vitamin-B12-Werte im Blut. Besonders häufig betroffen sind ältere Menschen. Etwa jeder Vierte über 65 Jahren ist betroffen.7
Ein besonderer Risikofaktor liegt in seinem schleichenden Verlauf, sodass ein Vitamin-B12-Mangel häufig erst spät erkannt wird. Vielleicht fühlst du dich häufig müde, unkonzentriert oder abgeschlagen und vermutest Stress oder dein Alter als Ursache. Dabei kann auch ein Vitamin-B12-Mangel dahinterstecken. Je früher du ihn erkennst, desto besser lässt er sich behandeln und mögliche Folgeschäden lassen sich vermeiden.
Besonders wichtig ist die Früherkennung bei Risikogruppen (siehe Selbst-Check): Wenn du dich vegan ernährst, eine chronische Magen-Darm-Erkrankung hast, regelmäßig bestimmte Medikamente einnimmst oder im Seniorenalter bist, solltest du deinen Vitamin-B12-Status regelmäßig überprüfen lassen. Eine einfache Blutuntersuchung reicht oft schon aus, um Klarheit zu schaffen. Sprich bei Unsicherheit am besten mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.
Vitamin-B12-Mangel im Alter: Warum er so oft unbemerkt bleibt
Ein Vitamin-B12-Mangel wird bei älteren Menschen besonders häufig übersehen. Der Grund: Beschwerden wie Müdigkeit, Vergesslichkeit oder Konzentrationsprobleme treten im Alter häufiger auf und werden daher oft nicht weiter hinterfragt. Dabei kann auch ein Mangel an Vitamin B12 dahinterstecken. Im Alter nimmt der Körper das Vitamin oft schlechter auf, z. B. weil weniger Magensaft gebildet wird, der für die Aufnahme von Vitamin B12 notwendig ist.13

Symptome: Wie äußert sich ein Vitamin-B12-Mangel?
Ein Vitamin-B12-Mangel entsteht häufig schleichend und wird deshalb oft lange nicht erkannt. Erste Anzeichen können sehr allgemein sein, z.B. anhaltende Erschöpfung, Konzentrationsprobleme oder eine auffallend blasse Haut. Derartige Symptome können aber auch leicht anderen Ursachen zugeschrieben werden. Ein chronischer Mangel kann gravierende Auswirkungen auf den Körper haben:2
Nervensystem: Ein Mangel kann deine Nerven schädigen. Du spürst das vielleicht durch Kribbeln, Taubheitsgefühle, Gleichgewichtsstörungen oder Gangunsicherheit. Wenn der Mangel lange besteht, können diese Schäden dauerhaft sein.
Psyche und Gehirn: Auch deine Stimmung und geistige Leistungsfähigkeit können betroffen sein. Dazu gehören depressive Verstimmungen, Reizbarkeit, Konzentrationsprobleme oder sogar Gedächtnisstörungen.
Blutbildung: Vitamin B12 ist wichtig für die Bildung roter Blutkörperchen. Bei einem Mangel kann sich eine spezielle Form der Blutarmut entwickeln, eine sogenannte megaloblastäre Anämie. Du fühlst dich dann oft müde, schnell erschöpft oder kurzatmig.
Immunsystem und Zellteilung: Dein Körper braucht Vitamin B12 für die Zellneubildung. Ein Mangel kann die Regeneration verlangsamen und dein allgemeines Wohlbefinden spürbar beeinträchtigen.2
Falls du solche Veränderungen bei dir bemerkst, ist es wichtig, die Ursache ärztlich abklären zu lassen.

Wann solltest du ärztlichen Rat einholen?
Ein Besuch bei deiner Ärztin oder deinem Arzt ist sinnvoll, wenn du zu einer Risikogruppe gehörst und/oder eines oder mehrere der folgenden Anzeichen bei dir feststellst:
Du fühlst dich über längere Zeit ungewöhnlich müde oder erschöpft.
Deine Konzentration hat deutlich nachgelassen.
Du spürst ein Kribbeln, Taubheitsgefühle oder andere Missempfindungen, vor allem in den Händen oder den Füßen.
Moderne Blutuntersuchungen können schon frühzeitig zeigen, ob eine Unterversorgung vorliegt. Oft lassen sich so Hinweise erkennen, noch bevor spürbare Symptome auftreten. Eine rechtzeitige Behandlung kann Beschwerden deutlich lindern. Das gilt besonders bei leichten Gedächtnisstörungen oder depressiven Verstimmungen, die mit einem Vitamin-B12-Mangel in Zusammenhang stehen können.8
Wie wird ein Vitamin-B12-Mangel festgestellt?
Ein möglicher Vitamin-B12-Mangel lässt sich durch eine gezielte Blutuntersuchung abklären. Dabei genügt meist nicht nur ein einzelner Wert, denn der Vitamin-B12-Spiegel im Blut kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst sein. Deshalb empfiehlt es sich, mehrere Laborwerte gemeinsam zu betrachten, um die Versorgungssituation möglichst genau einzuschätzen.
Besonders wichtig ist eine genaue Diagnostik bei unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit, Konzentrationsproblemen oder neurologischen Veränderungen, sowie bei bekannten Risikogruppen.
In den meisten Fällen erfolgt die Blutentnahme beim Hausarzt oder der Hausärztin. Die Auswertung übernehmen dann medizinische Fachlabore. Wenn die Werte auffällig sind, kann anschließend gezielt über die passende Behandlung entschieden werden.
Folgende Laborwerte fließen in die Diagnose ein:3,9,10,11
Gesamt-Vitamin B12 im Blut: Das ist der Standardwert, der meist zuerst gemessen wird. Er zeigt aber nicht immer zuverlässig, ob genug Vitamin B12 im Körper aktiv verfügbar ist. Werte unter 200 Nanogramm pro Liter (ng/l) sprechen für einen Mangel. Liegt der Wert zwischen 200 und 400 ng/l, sollte weiter untersucht werden.
Holo-Transcobalamin (Holo-TC): Das ist das aktive Vitamin B12, das dein Körper direkt nutzen kann. Dieser Wert ist besonders früh verändert, wenn eine Unterversorgung beginnt und deshalb oft aussagekräftiger als der Gesamtwert (siehe oben). Holo-TC macht nur etwa 20–30 % des Gesamt-Vitamin-B12 im Blut aus, aber nur dieser Anteil zählt wirklich für den Zellstoffwechsel. Werte über 50 Pikomol pro Liter (pmol/L) gelten als normal. Werte zwischen 35 und 50 pmol/L können auf eine Frühform eines Mangels hindeuten. Werte unter 35 pmol/L sprechen eindeutig für einen Vitamin- B12-Mangel. Hinweis: Bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz ist die Aussagekraft der Vitamin-B12- und Holo-TC-Serumspiegel nur eingeschränkt.
Methylmalonsäure (MMA): Sie entsteht im Körper beim Abbau bestimmter Fettsäuren und Aminosäuren. Vitamin B12 wird gebraucht, um MMA in eine Substanz umzuwandeln, die für den Energiestoffwechsel gebraucht wird. Wenn Vitamin B12 fehlt, reichert sich MMA im Blut und im Urin an. Deshalb ist ein erhöhter MMA-Wert ein Frühzeichen für Vitamin-B12-Mangel, oft bevor es im Blutbild sichtbar ist. Werte unter 270 Nanomol/Liter (nmol/L) gelten als normal. Werte zwischen 270 und 400 nmol/L können auf einen Mangel hindeuten (Graubereich). Werte über 400 nmol/L sprechen ziemlich klar für einen funktionellen Vitamin-B12-Mangel.
Homocystein: Verarbeitet dein Körper eiweißreiche Lebensmittel, enthalten diese auch die Aminosäure Methionin. Bei ihrem Abbau entsteht Homocystein als Zwischenprodukt. Damit Homocystein weiter abgebaut werden kann, braucht der Körper u.a. Vitamin B12. Fehlt es, kann der Homocystein-Spiegel ansteigen. Dies wird jedoch nicht nur mit Vitamin-B12-Mangel in Verbindung gebracht, sondern auch mit einem erhöhten Risiko für Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Homocystein-Werte unter 10 Mikromol pro Liter (µmol/L) liegen im Normalbereich. Zwischen 10 und 15 µmol/L sind sie leicht und über 15 µmol/L deutlich erhöht. Ab Werten über 30 µmol/L liegt ein schwerer Mangel und eine Stoffwechselstörung vor.
Wie ein Vitamin-B12-Mangel das Nervensystem beeinträchtigt
Ein dauerhaft zu niedriger Vitamin-B12-Spiegel kann die Gesundheit deines Gehirns und deiner Nerven beeinflussen. Studien zeigen: Sehr niedrige Vitamin-B12-Werte stehen im Zusammenhang mit Erkrankungen wie Alzheimer, Demenz oder Parkinson.8,12 Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit oder Stimmungsschwankungen können ebenfalls mit einem Vitamin-B12-Mangel zusammenhängen, vor allem dann, wenn der Spiegel im Blut deutlich zu niedrig ist (unter 150 pmol/L).
Eine Behandlung mit Vitamin B12 kann nur helfen, wenn ein tatsächlicher Mangel vorliegt. Dann kann eine hochdosierte Therapie, gegebenenfalls per Injektion oder Infusion, die Werte normalisieren und in manchen Fällen auch die Beschwerden verbessern. Bei Menschen ohne Mangel hat diese Behandlung jedoch keinen nachgewiesenen Nutzen. Eine Behandlung wäre in diesem Fall medizinisch gesehen nicht sinnvoll.
Vitamin-B12-Therapien gelten als sicher und gut verträglich. Wichtig ist aber: Vor Beginn solltest du deinen Vitamin-B12-Spiegel ärztlich überprüfen lassen, um einen tatsächlichen Mangel festzustellen.
So wird ein Vitamin-B12-Mangel behandelt
Wenn bei dir ein Vitamin-B12-Mangel festgestellt wurde, gibt es verschiedene Möglichkeiten, um den Speicher wieder aufzufüllen und deine Versorgung zu sichern. Welche Behandlung für dich am besten geeignet ist, hängt von der Ursache, dem Schweregrad des Mangels und deiner persönlichen Situation ab. Folgende Therapien – immer mit ärztlicher Begleitung – stehen zur Verfügung:
Einnahme von Vitamin-B12-Präparaten (orale Substitution): Bei leichteren Formen kann die Einnahme hochdosierter Tabletten, Lutschtabletten oder Tropfen sinnvoll sein. Vorausgesetzt, dein Körper nimmt Vitamin B12 über den Darm noch ausreichend auf. Solche Präparate enthalten in der Regel zwischen 250 und 1.000 µg Vitamin B12 pro Dosis. Diese hohe Dosierung ist notwendig, um eine ausreichende Aufnahme sicherzustellen.
Vitamin-B12-Injektionen (intramuskulär): Wenn ein ausgeprägter Mangel vorliegt oder dein Körper Vitamin B12 nicht mehr ausreichend aufnehmen kann, kann eine Injektionstherapie in Erwägung gezogen werden. Dabei wird das Vitamin direkt in den Muskel gespritzt, unabhängig vom Verdauungssystem.
Ernährung: Was du selbst für deine B12-Versorgung tun kannst
Was du jeden Tag isst, beziehungsweise nicht isst, hat großen Einfluss auf deine Versorgung mit Vitamin B12. Vor allem tierische Lebensmittel enthalten größere Mengen an verwertbarem Vitamin B12.
Diese Quellen eignen sich besonders gut:
Fleisch (z. B. Rind, Schwein, Geflügel)
Fisch und Meeresfrüchte (z. B. Hering, Lachs, Makrele)
Eier
Milch und Milchprodukte
Wenn du regelmäßig solche Lebensmittel verwendest und keine Resorptionsstörungen vorliegen, ist dein Vitamin-B12-Bedarf im Allgemeinen gut gedeckt. Dein Körper ist zudem in der Lage, größere Mengen Vitamin B12 zu speichern, vor allem in der Leber. Diese Speicher können den Bedarf über Monate oder sogar Jahre abdecken. Deshalb treten Mangelerscheinungen oft erst verzögert auf, etwa bei Veränderungen in der Ernährung oder bei Störungen der Aufnahme im Darm.
Wenn du jedoch selten oder gar keine tierischen Produkte zu dir nimmst, etwa bei veganer oder stark vegetarischer Ernährung, und ein Mangel ärztlich nachgewiesen wurde, solltest du langfristig über eine gezielte Supplementierung etwa durch Arzneimittel nachdenken. Das bedeutet: Du nimmst Vitamin B12 in Form eines geeigneten Präparats ein, um deinen Bedarf zuverlässig zu decken.
Wichtig ist dabei, die Auswahl und Dosierung mit deiner Ärztin oder deinem Arzt abzustimmen. So stellst du sicher, dass die Ergänzung wirklich zu deinen persönlichen Bedürfnissen passt und eine Unterversorgung wirksam verhindert wird.
Auch regelmäßige Kontrollen deiner Vitamin-B12-Werte sind sinnvoll, wenn du zu einer Risikogruppe gehörst oder eine dauerhafte Therapie brauchst. So kannst du sicherstellen, dass dein Körper optimal versorgt ist.
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Autorin
Stephanie Nitsch
Fachredaktion Healthcare
Stephanie Nitsch hat ihren Abschluss als examinierte Krankenschwester an der Universität zu Lübeck absolviert und arbeitete 10 Jahre im Operationsdienst verschiedener Fachgebiete. Als geprüfte Pharmareferentin besuchte sie anschließend neurologische und urologische Facharztpraxen, Kliniken und Apotheken. In einem europäischen Schulungszentrum für minimal-invasive Chirurgie betreute sie die CME-Kurse (Continuing Medical Education) für Chirurgen und war für die Schulung neuer Außendienstmitarbeiter verantwortlich. Als spätere Gebietsmanagerin lagen ihr die Aus- und Weiterbildung sowie die klinische Anwendungsberatung im Operationssaal besonders am Herzen. Als medizinische Redakteurin verfasst sie Fachpublikationen und Patienteninformationen."
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Geprüft von
Dr. Benjamin Jaghutriz
Director R&D and Global Medical Affairs
Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie